Kalt by Dean R. Koontz

Kalt by Dean R. Koontz

Autor:Dean R. Koontz [Koontz, Dean R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783453431041
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2004-01-14T23:00:00+00:00


Irgendwann kam sie zu dem Schluss, dass sie einfach zu müde, zu erschöpft und zu gestresst war, um ihrer Wahrnehmung vertrauen zu können. Nach dieser ereignisreichen Nacht hätten gewöhnlichere Sterbliche als Jillian Jackson, professionelle Amazone des Südwestens, womöglich völlig den Verstand verloren, weshalb ein bisschen Paranoia nicht weiter beunruhigend war.

Zwischen Safford und Globe hatte Dylan ihr von dem Zusammenstoß mit Lucas Crocker berichtet. Auch die Geschichte von Ben Tanner und seiner Enkeltochter hatte er erzählt. Die Art und Weise, wie sein sechster Sinn dabei funktioniert hatte, war eindeutig erfreulicher für ihn, als in die verrottete, psychotische Welt von Leuten wie Crocker oder Kenny dem Messerhelden hineingezogen zu werden.

Während die Lichter von Globe in der Ferne verschwanden und Shep sich still weiter mit Große Erwartungen beschäftigte, erzählte sie Dylan von dem beunruhigenden Erlebnis, das sie in der Damentoilette des Restaurants in Safford gehabt hatte.

Als sie sich an einem der Waschbecken die Hände eingeseift hatte, hatte sie in den Spiegel geschaut und ein Abbild des Raumes gesehen, das in allen Einzelheiten naturgetreu war – mit einer Ausnahme. Anstelle der Toilettenkabinen standen da drei Beichtstühle aus dunklem Holz; die geschnitzten Kreuze über den Türen waren mit leuchtendem Blattgold verziert.

»Ich hab mich umgedreht, um direkt hinzuschauen, aber da waren nur Kabinentüren, wie es sich gehörte. Als ich dann wieder in den Spiegel geschaut hab … waren die Beichtstühle aber immer noch da.«

Jilly hatte sich dann die Hände abgespült, ohne den Blick vom Spiegel abwenden zu können, und beobachtet, wie sich langsam die Tür eines der Beichtstühle geöffnet hatte. Ein Priester war herausgekommen, aber nicht lächelnd und mit einem Gebetbuch in der Hand, sondern als blutgetränkte Leiche, die zu Boden gesunken war.

»Ich bin aus dem Klo geflüchtet, als ob der Teufel hinter mir her wäre.« Jilly schauderte noch bei der Erinnerung. »Aber ich kann das einfach nicht abschalten, Dylan. Diese Visionen überkommen mich immer wieder, und sie haben irgendeine Bedeutung.«

»Also doch Visionen«, sagte Dylan, »und keine Fata Morganen?«

»Das hab ich bisher geleugnet«, sagte Jilly. Sie schob den Zeigefinger vorsichtig unter den Mull des Pflasters, das die Einstichstelle an ihrem Arm bedeckte. Behutsam betastete sie die leicht geschwollene Wunde. »Aber jetzt mache ich mir nichts mehr vor. Es sind Visionen, nichts anderes. Vorahnungen.«

Der erste Ort, den sie nach dreißig Meilen passierten, hieß Seneca. Achtundzwanzig Meilen später kam Carrizo. Beides waren nichts als Käffer. Sie drangen immer tiefer in eines der vielen Gebiete im amerikanischen Südwesten vor, die einzeln und gemeinsam als Große Einsamkeit bezeichnet wurden.

»Was mich betrifft«, sagte Dylan, »stelle ich offenbar Verbindungen zwischen Menschen und Orten her. Dabei geht es um Dinge, die in der Vergangenheit geschehen sind oder die gerade stattfinden. Du dagegen hast offenbar den Eindruck, ein Ereignis in der Zukunft zu sehen.«

»Genau. Ich sehe einen Vorfall irgendwo in einer Kirche. Er wird sich mit Sicherheit ereignen, und zwar bald, glaube ich. Mord. Massenmord. Und irgendwie … werden wir da sein, wenn das geschieht.«

»Du siehst uns dort? In deinen Visionen?«

»Nein. Aber wieso würden mich sonst immer dieselben Bilder überkommen – die Vögel, die



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.